Männer und Frauen stehen in Verkleidungen vor einer Wand in einem Raum.

Interview mit dem Peuerbacher Schlosstheater

Anfang des Jahres hat das Peuerbacher Schlosstheater das Stück "Der wahre Jakob" im Melodium in Peuerbach vorgetragen. Das Publikum war begeistert. Michael Wilhelm aus der Inklusiven Redaktion hat die Schauspieler*innen interviewt. Die Interviews gibt es zum Lesen und zum Hören. 

Michael Wilhelm: Mein Name ist Michael Wilhelm. Ich befinde mich hier im Melodium, wo die Schloss-Theatergruppe das Theaterstück “Der wahre Jakob” zeigt. Und jetzt habe ich neben mir die Anne Weinberger, die Schauspielerin. Sie spielt die Fanny, und ich habe eine Frage: Wie lange bist du schon bei der Theatergruppe? 

Anne Weinberger: Ja, also beim Schlosstheater Peuerbach bin ich sozusagen ein Neuzugang. Das ist das erste Stück bei dem ich mitmachen darf. Und ich bin auch sehr glücklich und zufrieden, dass ich die Fanny sein darf.

Michael Wilhelm: Ist es für dich jetzt schwierig, wenn du weißt, dass schon erfahrene Schauspieler da sind, die schon öfter gespielt haben wie du?

Anne Weinberger: Also da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich in den Proben natürlich von den erfahrenen Schauspielern lernen darf. Was für ihn wichtig ist - auf was es ankommt. Auf die Lautstärke, die Stimme, Betonungen usw. Auch was das Text lernen betrifft, habe ich da gute Tipps mitnehmen dürfen. Also ich habe alles in allem von ihrer Expertise profitieren dürfen. 

Michael Wilhelm: Und wenn du auf der Bühne stehst, gibt es Unterschiede beim Publikum? Sagst du das heutige war besser oder nicht so mitreißend?

Anne Weinberger: Ja, Unterschiede gibt es so an sich nicht, muss ich sagen. Weil wir haben ein recht lustiges Stück und das freut mich immer wieder, wenn das Publikum lacht und es lacht wirklich jedes Publikum.

Michael Wilhelm: Dann sage ich ganz herzlich Dankeschön für das Interview. Freut mich, dass du Zeit genommen hast und dann in einer Stunde ungefähr noch einmal das Stück anschauen, um zu sehen, ob irgendwelche Fehler auftauchen. Weil wir waren ja bei der Generalprobe dabei. Deshalb ist es sehr interessant, wie heute das Publikum ist. Also sage ich Dankeschön. 

Anne Weinberger: Danke.


 

Michael Wilhelm: Ja, jetzt hab ich den nächsten Schauspieler bei mir. Nämlich den, der die Hauptrolle spielt: Stefan Pimmingstorfer. Stefan, findest du Situationen oder Momente aus der Rolle, die du spielst, in deinem eigenen Leben? 

Stefan Pimmingstorfer: Eine spannende Frage. Ja, danke für die Möglichkeit vom Interview. Also ein bisschen Jakob Kaiser ist - glaube ich - jeder von uns.

Michael Wilhelm: Der Meinung bin ich auch. 

Stefan Pimmingstorfer: Weil man in Situationen kommt, wo andere Menschen irgendwas von jemanden erwarten. Also man muss zum Beispiel irgendwo ganz spontan jemanden begrüßen oder so eine Weihnachtsfeier eröffnen und dann fühlt man sich nicht immer so ganz wohl. Aber man muss da durch und man muss das einfach so machen. Und darum, glaube ich, ist jeder von uns ein bisschen Jakob Kaiser, der etwas vorspielt. Nur der Jakob, der übertreibt es ein bisschen.

Michael Wilhelm: Hat es dich Überwindung gekostet, diese Rolle zu spielen? Oder ist für dich ein Ausgleich zur Arbeit oder Erholung? 

Stefan Pimmingstorfer: Ja, das Theaterspielen ist auf jeden Fall ein Ausgleich. Weil man praktisch aus seinem Alltag - auch wenn man Probe hat - komplett aus sich rausgehen muss. Also man kann nicht einfach so weitermachen, ansonsten hält man alle Anderen beim Spielen auf. Also man muss dann wirklich die Rolle einnehmen. Jakob ist nicht unbedingt ein Feiner und ein wenig Hollodri ist er auch. Das kostet schon etwas Überwindung. Aber wenn man es einmal gemacht hat, dann macht es auch Spaß. 

Michael Wilhelm: Wir haben ja das Glück gehabt - ich hab das nicht so mitbekommen - ihr habt ja in St. Pius geprobt. Aber haben andere Leute das mitbekommen, dass ihr hier geprobt habt?

Stefan Pimmingstorfer: Also, es ist eigentlich spontan entstanden, weil unser Probenraum war komplett voll geräumt und sehr kalt - da hab ich gesagt “Gehen wir halt nach St. Pius!”. Da wusste ich, der Saal ist frei. Manche Bewohner die so im Haus wohnen, sind dann zufällig beim Besprechungsraum oben in der Kapelle vorbeikommen, weil sie gemerkt haben, da ist was los und somit hat uns immer wieder mal wer besucht.

Michael Wilhelm: Es ist glaub ich auch ganz spannend - nicht nur für dich, weil du kennst ja die Bewohner*innen - aber ich glaube, für die, die da mit gewirkt haben, war vielleicht das Interesse vor der Generalprobe schon vorhanden. Ich glaube, es ist ihnen sehr wichtig und sie sind auch stolz drauf, wenn sie wissen, dass jemand vor St. Pius bei einem Theaterstück mitspielt. Ja, ich glaube schon. 

Stefan Pimmingstorfer: Ja, auf jeden Fall.

Michael Wilhelm: Dann sag ich ganz herzlich Dankeschön für das Interview. Hat mich sehr gefreut. Vielen Dank!

Stefan Pimmingstorfer: Danke für das Interview. 


 

Michael Wilhelm: Jetzt hab ich den nächsten Kandidaten hier - nämlich den Reinhold Entholzer, der spielt den Doktor Brüder. Er ist auch dem Versuch verfallen, dass er die Fahne gerne haben möchte. Du spielst ja einen Justizminister und du warst vorher Politiker - Verkehrslandesrat. Wo ist es jetzt schwieriger, auf der Bühne Politiker zu sein oder im wahren Leben? 

Reinhold Entholzer: Na, eindeutig auf der Bühne ist es einfacher, und zwar insofern - man weiß, wie es ausgeht. Im wahren Leben weiß man nie, wie das ausgeht. Da steht man immer wieder von neuen Entscheidungen und neuen Überraschungen.

Michael Wilhelm: Das stimmt, in der Politik tut sich immer etwas. Bei einem Theaterstück hat man das Glück, man weiß am Ende wie es tatsächlich ausgeht. Und bist du schon länger bei dieser Theatergruppe? 

Reinhold Entholzer: Nein, ich bin das erste Mal dabei. Der Wiesinger Herbert hat mich angesprochen, weil er gesagt hat, sie bräuchten noch jemanden. Und er meinte, die Rolle des Justizminister ist mir als Politiker auf den Leib geschrieben. Es macht mir Riesenspaß.

Michael Wilhelm: Ich finde, es kommt wirklich sehr realistisch rüber, das muss man ganz klar sagen. Jeder Einzelne, der mitspielt, macht das sehr realistisch. Und es ist schön, einen Moment zu haben, wo man wirklich lachen kann. Das klingt einfach wunderbar. 

Reinhold Entholzer: Das freut uns, wenn wir einen lustigen Abend bereiten können - das ist ja Sinn und Zweck.

Michael Wilhelm: Ja und ist das für dich jetzt so “Okay. Jetzt habe ich eine Rolle gespielt.” Möchtest du weiterhin - wenn möglich - Theater spielen?

Reinhold Entholzer: Ja, schon alleine deswegen, weil ich mich mit den Leuten so gut verstehe. Es ist so eine tolle Truppe, mit denen möchte ich auch in Zukunft privat Zeit verbringen. Das macht Spaß. Das finde ich sehr schön. 

Michael Wilhelm: Dankeschön für das Interview.


 

Michael Wilhelm: Ja, jetzt habe ich den nächsten Kandidaten bei mir, nämlich den Helmut Bannert, der den Vater vom Herrn Kaiser spielt. Helmut, du bist ja ein Urgestein. Du hast ja wahrscheinlich x Rollen gespielt. Gibt es eine Rolle für dich, wo du sagst, das war für mich ganz was Besonderes? 

Helmut Bannert: Ja, da gibt's die ein oder andere. In tiefster Erinnerung ist mir noch ein völlig anderes Stück. Es ist ein völlig anderes im Vergleich. Nämlich den “Totentanz” - in der Kirche aufgeführt. 

Michael Wilhelm: Ah da war ich noch nicht dabei, davon hab ich gelesen. 

Helmut Bannert: Eine sehr beeindruckende Sache - aber eben auch ein völlig anderes Gebiet. Und dann habe ich auch in sehr, sehr guter Erinnerung Nestroys Stücke. Als unser großer Mitspieler Klaus Ernst, der damals noch gelebt hat, der leider vor Jahren gestorben ist und einer der besten unserer Schauspieler war - der hat einige Male Regie geführt für Nestroys Stücke wie “Einen Jux will er sich machen” oder “Lumpacivagabundus”. Und das waren auch immer Highlights. Aber auch an den “Jedermann”, den wir im Freien aufgeführt haben, erinnere ich mich gut. 

Michael Wilhelm: Das ist schön. Und das Theaterspielen, ist das für dich ein Ausgleich. Du hast ein gewisses Alter und trotzdem so ein gutes Gedächtnis, mit dem du dir so viel Text merken kannst. 

Helmut Bannert: Ja, da steckt schon auch eine gewisse Absicht dahinter - nämlich genau das - das Theaterspielen zwingt mich dazu, viel Text zu lernen. Und es trainiert das Gehirn. Und das ist natürlich im Alter sicher sinnvoll. Und ich fühl mich so fit und kann Gott sei Dank nach wie vor die Texte gut behalten.

Michael Wilhelm: Das ist sehr schön. Und gibt es für dich noch so was wie Lampenfieber?

Helmut Bannert: Nein, Lampenfieber in dem Sinne oder Nervosität hab ich eigentlich nie richtig verspürt, weil ich sehr gern auf die Bühne gehe. Es ist natürlich eine Anspannung da - eine gewisse. Besonders zu Beginn, aber das muss sein, sonst wäre ja alles egal. Aber Nervosität in dem Sinne nicht - ich freue mich, wenn ich hinaus darf auf die Bühne. 

Michael Wilhelm: Wunderbar, dann Dankeschön für dieses tolle Interview. 

Helmut Bannert: Gerne. Dankeschön.


 

Michael Wilhelm: So, ich habe jetzt die nächste Schauspielerin bei mir, nämlich die Conny Wagner. Sie spielt die Ehefrau von Jakob. Conny, du spielst die Ehefrau von Jakob. Bist du selbst verheiratet? 

Conny Wagner: Oh ja, bin ich.

Michael Wilhelm: Siehst du Parallelen zur Ehe jetzt mit Jakob. 

Conny Wagner: Oh, in diesem Fall eigentlich nicht. Weil diese Ehefrau des Jakob ist eigentlich eine Frau, die in einem goldenen Käfig wohnt. Natürlich die Annehmlichkeiten des gesamten Reichtums sehr genießt, aber eigentlich raus möchte aus dieser ganzen Geschichte - weil zu Hause hat sie nur Moral, Anstand, keinerlei Vergnügungen und dementsprechend reißt sie manchmal aus und fährt nach Wien, um dort ihre Tochter, die Fanny, zu treffen. Aber das ist leider ein sehr seltener Fall. Aber wenn es passiert, dann ist es natürlich eine besondere Geschichte. 

Michael Wilhelm: Und manchmal ist es auch schön, wenn man ausbrechen kann. Im Theaterstück, ist es vorgegeben - im Leben selbst, glaube ich, ist es manchmal auch ganz gut, wenn man dort oder da ein bisschen ausbricht und nicht zu allgemein wird - mit Ehe oder was auch immer. Das ist einfach spannend. 

Michael Wilhelm: Spielst, bist du schon länger bei dieser Theatergruppe? 

Conny Wagner: Ich hab begonnen mit den "Physikern". Das dürfte 2008 herum gewesen sein und eigentlich seit dieser Zeit - seit ich begonnen habe in Peuerbach zu spielen - eigentlich bei jedem Stück bis auf eines - das war der Totentanz - aber ansonsten ist mein Leben - neben meinem Beruf - die Bühne. Das ist tatsächlich so. 

Michael Wilhelm: Ist es für dich ein Ausgleich? Ich habe da immer so viel Bammel davor, mir so viel Text zu merken. Das ist einfach Faszination für mich, weil mir immer denk, wenn ich das Vordere weiß, hab ich das Hintere vergessen. Es ist einfach toll, wenn man zuschaut, wie realistisch das auf der Bühne dargestellt wird - von sämtlichen Schauspielern, die da mitspielen. Also das ist nicht nur einfach gelernt, sondern wirklich sehr gut gebracht. 

Conny Wagner: Ja, man wächst ja auch durch dieses Studium. Der Rolle wächst man natürlich tatsächlich in die Rolle hinein. Und ich sage immer, ich bin die Rolle. Wenn ich zum Beispiel im Alltag irgendein Wort hör und ihr merkt dann, das ist ein aus meiner Rolle oder aus einer anderen Rolle. Das ist das Geniale. Dann weiß man jetzt ist mans!

Michael Wilhelm: Ja, das ist schön, wenn man sich so hineinversetzen kann. Dann sage ich Danke, Dankeschön für dieses Interview und freue mich schon auf die Aufführung.

Michael Wilhelm: So, jetzt habe die nächste Person bei mir: Die Mayr Sigrid und das ist eine ganz wichtige Person. Das ist nämlich die Souffleuse, die den Leuten einsagt, wenn sie einen Hänger haben. Sigrid, wann so etwas zustande kommet - jemand bleibt hängen - was ist schwieriger, sich den Text zu merken oder den Text mitzulesen - weil du musst ja durchgehend mitlesen wahrscheinlich. Ist das anstrengend? 

Sigrid Mayr: Ja, ich bekomme wenig von der Bühne mit - das eigentliche Spiel. Ich muss die Augen am Text haben. 

Michael Wilhelm: Ich glaub, das würde ich auch anstrengend finden - weil das sind immerhin zwei Stunden in denen du durchgehend den Text lesen musst. Und du machst ja auch das Buffet. Das ist auch sehr wichtig. Es muss ja zwischendurch gut gegeseen und getrunken werden. Wie finanziert sich das? 

Sigrid Mayr: Das betreibt die Theatergruppe. Wir kaufen über das Melodium die Getränke ein - über die Gemeinde. Die, die hier arbeiten kommen von der Theatergruppen - Mitglieder oder teilweise die Ehepartner.

Michael Wilhelm: Also die arbeiten alle umsonst. Weil ich glaube, es würde sich sonst nicht rentieren, wenn man die Arbeit bezahlen müsste. Und ich glaube, es ist trotzdem wichtig und schön, dass wir eben so eine Theatergruppe haben, wo man wirklich zwei Stunden einmal aus dem Alltag ausbrechen kann und sich über gewisse Situationen lustig machen kann. Die finde ich sehr schön und auch sehr wichtig. Und man spürt das bei euch, dass hier großer Zusammenhalt geboten wird und das ist auch ganz Wichtigste. 

Sigrid Mayr: Ja, man muss sich vorstellen, es sind zwei bis drei Leute bei der Technik. Es sind fünf oder sechs Bühnenbauer. Es spielen zehn. Dann gibt es noch die Regieassistenz und Regisseurin. Es gibt auch die, die beim Buffet mitarbeiten. Das ist ein wahnsinniger Personalaufwand.

Michael Wilhelm: Dann sage ich Dankeschön für dieses schöne Interview und freue mich schon auf die nächste Vorstellung. Danke. 

Sigrid Mayr: Dankeschön.

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