Filmvorführung "Ein Tag ohne Frauen"

© Torsten Welsch

Filmvorführung und Podiumsdiskussion zu "Ein Tag ohne Frauen"

Am 24.10.2025 fand in Wels 
eine spannende Veranstaltung zum Film „Ein Tag ohne Frauen“ statt. 
Nach dem Film gab es eine interessante Diskussion.

Candice Octave wäre Teilnehmerin der Podiumsdiskussion gewesen. 
Candice wurde leider krank, 
aber sie hat noch einen Text für die Veranstaltung verfasst.
Barbara Schinnerl hat den Text von Candice in Wels vorgelesen.

Hier ist der Text von Candice über ihre Erfahrungen:

Ich heiße Candice Octave, 
bin Französin und lebe seit einem Jahr in Österreich, 
wo ich als EU-Freiwillige 
Teil der Inklusiven Redaktion der Caritas Oberösterreich bin. 

Ich bin blind und habe schon sehr früh 
meine Blindheit bewusst wahrgenommen – 
was es in meinem Leben bedeutet, 
wie es mein Lernen, meine Mobilität 
und meine Kommunikation beeinflusst. 

Mit der Zeit habe ich verstanden, 
dass Inklusion nicht nur Barrierefreiheit 
im technischen Sinn heißt, 
sondern auch gesellschaftliche Wahrnehmung, 
Anerkennung und Würde. 

Der Feminismus kam etwas später in mein Leben, 
etwa mit zwanzig Jahren. 
Anfangs trennte ich mein Erleben als Frau 
völlig von meinem Erleben als Mensch mit Behinderung. 
Es waren für mich zwei parallele Realitäten, 
die nichts miteinander zu tun hatten. 
Erst als ich den Begriff der Intersektionalität entdeckte, 
begann alles Sinn zu machen. 
Intersektionalität bedeutet, 
dass verschiedenen Formen von Diskriminierungen 
sich überschneiden und verstärken können.

Ich konnte mein Frausein nicht mehr 
ohne meine Behinderung denken und umgekehrt. 
Das sind einfach zwei Teile meiner Identität. 
Ich begann zu verstehen, 
wie stark die Gesellschaft 
mein Leben als blinde Frau prägt. 
Zum Beispiel sind Schwangerschaftstests 
für sehbehinderte Menschen nicht zugänglich. 
Und obwohl Frauen in Österreich seit 1918 
und in Frankreich seit 1944 das Wahlrecht haben, 
kann ich nicht selbstständig wählen. 
Das ist ein starkes Symbol: 
Gleichberechtigung auf dem Papier reicht nicht, 
wenn Barrierefreiheit fehlt. 

In den letzten Jahren hat sich im Bereich der Frauenrechte 
vieles positiv entwickelt, 
doch Behinderung wird dabei kaum mitgedacht. 
Mein Zugang zu medizinischer Versorgung 
ist oft eingeschränkt. 
Es gab Momente, in denen ich mich 
als blinde Frau Männern gegenüber verwundbar fühlte 
oder in denen ich mich zweifach diskriminiert fühlte –
als Frau und als Mensch mit Behinderung, 
etwa bei der Arbeitssuche.

Frauen mit Behinderungen sind dreimal häufiger 
von Gewalt betroffen als andere Frauen. 
Viele Frauen haben keinen Zugang zu Informationen, 
die es ihnen ermöglichen, 
gute Entscheidungen über Themen, 
die sie betreffen, zu machen. 
Noch viele Frauen haben nicht die Möglichkeit, 
ihre Bedürfnisse in einem passenden Umfeld zu äußern. 

Deshalb ist es für mich entscheidend, 
Frauen in all ihrer Vielfalt sichtbar zu machen. 
Der feministische Kampf kann nur dann vollständig sein, 
wenn er alle Stimmen einschließt. 
Eine inklusivere und sichere Welt für Frauen mit Behinderungen 
ist letztlich eine offenere und gerechtere Welt für uns alle. 

Hier gibt es die Interviews von der Veranstaltung zum Nachhören.

Magdalena Welsch von der Frauenkommission der Diözese Linz
hat einen tollen Nachbericht verfasst. 
Hier findest du den Bericht: Keine Angst vorm F-Wort!

Vielen Dank an die Organisator*innen!
Es war eine tolle Veranstaltung. 
Es hat uns sehr gefreut, dass wir als Caritas ein Teil davon waren.